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Fritz Lang Metropolis 1927
Mythos Fritz Lang
War der Kult-Regisseur ein Mörder?
– Quelle: http://www.berliner-kurier.de/23907412 ©2016
Der Kinopionier Fritz Lang verbarg Zeit seines Lebens ein Geheimnis: Wie kam seine erste Ehefrau ums Leben? In einem Kinofilm werden die dramatischen Ereignisse neu beleuchtet.
Maßanzug, teure Lederschuhe, ein Monokel auf dem linken Auge. Der Mann wirkt äußerlich sehr elegant. Ganz der Dandytyp. Doch er ist ein Getriebener. Nachts verschwindet er mit einer Straßenhure in einem dunklen Hausflur. Er nimmt aufputschende Drogen, während er Fotos von bestialisch zugerichteten Frauen betrachtet. Lang wirkt aufgewühlt und er befindet sich in einer Schaffens- und Lebenskrise.
In „Fritz Lang“ (seit 14. April im Kino) wird das Leben des legendären Regisseurs dramatisch verdichtet. Auf wenige Monate des Jahres 1930. In der Zeit zuvor, den goldenen Zwanzigern in der aufstrebenden Weltmetropole Berlin, war er zum Superstar von Babelsberg aufgestiegen. Mit Filmen wie „Frau im Mond“ und vor allem „Metropolis“ hatte er Klassiker der Stummfilmära geschaffen.
Doch dann wird Lang von Zweifeln gequält. Er sucht lange nach einem Thema für seinen ersten Tonfilm. Er findet es schließlich in den Polizeiarchiven. Im Film „M – Mörder unter uns“ zeigt er dann, wie ganz Berlin bei der Jagd nach einen Kindesmörder in Hysterie verfällt. Mit einem unheimlichen, gleichermaßen mitleidserregenden Peter Lorre als gehetzten Täter. Es wird Fritz Langs Meisterwerk.
„Mein Film ist eine Verneigung vor Fritz Lang“, sagt der Regisseur Gordian Maugg, der in seinen Schwarz-Weiß-Film auch viele dokumentarische Aufnahmen eingebaut hat. Gleichzeitig will Maugg die Zuschauer hinter die noble Fassade blicken lassen. Seine These: Aus einer privaten Katastrophe erwächst bei Lang schließlich große Filmkunst. Zehn Jahre zuvor, am 25. September 1920, war in Langs Wohnung in Wilmersdorf seine erste Ehefrau auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen.
Lesen Sie auf der nächsten Seite über die geheimnisvollen Todesumstände.
Als die Kripobeamten in der Tharandter Strasse 1 eintreffen, finden sie Elisabeth Lang, 26, tot im Badezimmer. Brustschuss. Neben der Wanne liegt ein Revolver der Marke Browning. Fritz Lang, Anfang 30, hatte die Polizei selbst benachrichtigt, und er bestätigt, dass die tödliche Kugel aus seiner Waffe abgefeuert wurde. Seine Frau habe gewusst, wo er diese aufbewahre. An diesem Tag sei es zu einem Ehestreit gekommen, so Lang, und seine Frau habe sich ins Bad zurückgezogen. Dort habe er sie dann leblos aufgefunden.
Selbstmord im Affekt. Eine Aussage, für die er eine Zeugin präsentiert: die Schauspielerin und Schriftstellerin Thea von Harbou, die sich in der Wohnung befindet. Wie Lang gehört sie zu den prominenten Köpfen der extravaganten Berliner Society jener Tage. Und pikanterweise ist sie seine Geliebte.
Eine filmreife, tödliche Dreiecksgeschichte. Alles, was man darüber weiß, basiert auf wenigen Dokumenten, die erst 2001 bei den Recherchen für eine Lang-Werkschau aufgetaucht waren.
„Infolge eines Unglücksfalles verstorben“, steht auf dem Totenschein. Und Elisabeth Lang, eine im russischen Vilna geborene Jüdin, wurde auf dem Friedhof Weißensee beigesetzt. Lang soll sie als Tänzerin in einem Varieté kennengelernt haben.
Ermittlungen gegen Fritz Lang hat es nicht gegeben. Man schenkte offenbar seiner Selbstmord-Schilderung Glauben: Als der Halbjude und gebürtige Wiener – angewidert von der Machtergreifung der Nazis – 1933 in die USA emigrierte, befand sich kein polizeilicher Vermerk in seinem Pass. Bis zu seinem Tod 1976 in Los Angeles hat sich Lang öffentlich nie zu den Ereignissen geäußert, und auch die Existenz der kurzen Ehe wird in allen offiziellen Biografien verschwiegen.
Warum? Aus unterdrückten Schuldgefühlen? Maugg ist davon überzeugt. Er zeigt, wie der Regisseur, der ohnehin einen Hang zum Dämonischen hat („Der müde Tod“), von realen Mordfällen fasziniert ist. Lang redet in Berliner Gefängnissen mit Kindesmördern. Ganz besonders scheint ihn der Fall des Serienkillers Peter Kürten umzutreiben.
Ein spektakulärer Fall, der Ende der 20er Jahre ganz Deutschland in Atem gehalten hatte: Kürten brachte etliche Frauen um und trank deren Blut. An der Ergreifung des „Vampirs von Düsseldorf“ war auch der Berliner Kriminalist Ernst Gennat beteiligt. Der legendäre Kripobeamte wendete neue Methoden der Spurensicherung an. Lang soll Gennat kontaktiert und auch als Informationsquelle genutzt haben.
Der Film zeigt auch den Tod von Langs junger Ehefrau, dessen Umstände aber nur angedeutet werden. Die Erinnerungen daran quälen ihn, als Lang sich in den Mordakten vertieft. In der betreffenden Szene greift Maugg zudem auf die Schilderung zurück, die der Schauspieler Howard Vernon, Darsteller aus „Die 1000 Augen des Dr. Mabuse“, einmal in einem Interview gegeben hat. Danach habe ihm Lang folgendes anvertraut: „Bei einem Treffen mit Thea von Harbou war es zu Zärtlichkeiten und weiteren intimen Handlungen gekommen, als plötzlich seine Ehefrau den Raum betrat, die Situation erfasste und mit heftigen Worten reagierte.“
Über die Vorgänge in Langs Wohnung ist immer wieder spekuliert worden. Nicht auszuschließen ist, dass der Selbstmord im Nachhinein arrangiert wurde. Der tödliche Schuss könnte sich in einem Handgemenge gelöst haben. Oder war es sogar ein spontaner Mord, gedeckt von der Nebenbuhlerin?
Lang war auch ein eitler Selbstdarsteller, der die öffentliche Aufmerksamkeit genoss. Am Set verhielt sich der Großbürgersohn pedantisch und mitunter despotisch.
Auch seine Liebesbeziehung zu Thea von Harbou dürfte nicht ganz frei von Kalkül gewesen sein.
Nachdem sie sich kennengelernt hatten, schrieb Harbou die Drehbücher zu all seinen nächsten Filmen und sie trug maßgeblich zu Langs Ruhm bei. Sie heirateten 1922 und galten als beliebtes Glamour-Paar.
Auch als sich das Paar entzweite und beide ihren Affären und Sex-Eskapaden nachgingen, blieben sie nach außen dennoch das Erfolgsgespann, das möglicherweise sogar ein tödliches Geheimnis zusammengeschweißt hatte. Die Scheidung wurde erst kurz vor Langs Ausreise in die USA vollzogen und Thea von Harbou, die mit den Nazis sympathisierte, blieb der Karriere wegen in Berlin.
Auch wenn Lang in Hollywood nie an seine frühen Meisterwerke anknüpfen konnte, blieb er sich treu. Er drehte vor allem dunkle Krimidramen, die um die Themen Schuld, Sühne und Vergebung kreisten.
Und er entwickelt eine Marotte: Wenn auf der Leinwand eine Waffe in Großaufnahme zu sehen ist, wird sie in der Regel von Langs Hand geführt. Es ist für ihn wie eine Signatur seiner Filme.
– Quelle: http://www.berliner-kurier.de/23907412 ©2016
War der Kult-Regisseur ein Mörder?
– Quelle: http://www.berliner-kurier.de/23907412 ©2016
Der Kinopionier Fritz Lang verbarg Zeit seines Lebens ein Geheimnis: Wie kam seine erste Ehefrau ums Leben? In einem Kinofilm werden die dramatischen Ereignisse neu beleuchtet.
Maßanzug, teure Lederschuhe, ein Monokel auf dem linken Auge. Der Mann wirkt äußerlich sehr elegant. Ganz der Dandytyp. Doch er ist ein Getriebener. Nachts verschwindet er mit einer Straßenhure in einem dunklen Hausflur. Er nimmt aufputschende Drogen, während er Fotos von bestialisch zugerichteten Frauen betrachtet. Lang wirkt aufgewühlt und er befindet sich in einer Schaffens- und Lebenskrise.
In „Fritz Lang“ (seit 14. April im Kino) wird das Leben des legendären Regisseurs dramatisch verdichtet. Auf wenige Monate des Jahres 1930. In der Zeit zuvor, den goldenen Zwanzigern in der aufstrebenden Weltmetropole Berlin, war er zum Superstar von Babelsberg aufgestiegen. Mit Filmen wie „Frau im Mond“ und vor allem „Metropolis“ hatte er Klassiker der Stummfilmära geschaffen.
Doch dann wird Lang von Zweifeln gequält. Er sucht lange nach einem Thema für seinen ersten Tonfilm. Er findet es schließlich in den Polizeiarchiven. Im Film „M – Mörder unter uns“ zeigt er dann, wie ganz Berlin bei der Jagd nach einen Kindesmörder in Hysterie verfällt. Mit einem unheimlichen, gleichermaßen mitleidserregenden Peter Lorre als gehetzten Täter. Es wird Fritz Langs Meisterwerk.
„Mein Film ist eine Verneigung vor Fritz Lang“, sagt der Regisseur Gordian Maugg, der in seinen Schwarz-Weiß-Film auch viele dokumentarische Aufnahmen eingebaut hat. Gleichzeitig will Maugg die Zuschauer hinter die noble Fassade blicken lassen. Seine These: Aus einer privaten Katastrophe erwächst bei Lang schließlich große Filmkunst. Zehn Jahre zuvor, am 25. September 1920, war in Langs Wohnung in Wilmersdorf seine erste Ehefrau auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen.
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Als die Kripobeamten in der Tharandter Strasse 1 eintreffen, finden sie Elisabeth Lang, 26, tot im Badezimmer. Brustschuss. Neben der Wanne liegt ein Revolver der Marke Browning. Fritz Lang, Anfang 30, hatte die Polizei selbst benachrichtigt, und er bestätigt, dass die tödliche Kugel aus seiner Waffe abgefeuert wurde. Seine Frau habe gewusst, wo er diese aufbewahre. An diesem Tag sei es zu einem Ehestreit gekommen, so Lang, und seine Frau habe sich ins Bad zurückgezogen. Dort habe er sie dann leblos aufgefunden.
Selbstmord im Affekt. Eine Aussage, für die er eine Zeugin präsentiert: die Schauspielerin und Schriftstellerin Thea von Harbou, die sich in der Wohnung befindet. Wie Lang gehört sie zu den prominenten Köpfen der extravaganten Berliner Society jener Tage. Und pikanterweise ist sie seine Geliebte.
Eine filmreife, tödliche Dreiecksgeschichte. Alles, was man darüber weiß, basiert auf wenigen Dokumenten, die erst 2001 bei den Recherchen für eine Lang-Werkschau aufgetaucht waren.
„Infolge eines Unglücksfalles verstorben“, steht auf dem Totenschein. Und Elisabeth Lang, eine im russischen Vilna geborene Jüdin, wurde auf dem Friedhof Weißensee beigesetzt. Lang soll sie als Tänzerin in einem Varieté kennengelernt haben.
Ermittlungen gegen Fritz Lang hat es nicht gegeben. Man schenkte offenbar seiner Selbstmord-Schilderung Glauben: Als der Halbjude und gebürtige Wiener – angewidert von der Machtergreifung der Nazis – 1933 in die USA emigrierte, befand sich kein polizeilicher Vermerk in seinem Pass. Bis zu seinem Tod 1976 in Los Angeles hat sich Lang öffentlich nie zu den Ereignissen geäußert, und auch die Existenz der kurzen Ehe wird in allen offiziellen Biografien verschwiegen.
Warum? Aus unterdrückten Schuldgefühlen? Maugg ist davon überzeugt. Er zeigt, wie der Regisseur, der ohnehin einen Hang zum Dämonischen hat („Der müde Tod“), von realen Mordfällen fasziniert ist. Lang redet in Berliner Gefängnissen mit Kindesmördern. Ganz besonders scheint ihn der Fall des Serienkillers Peter Kürten umzutreiben.
Ein spektakulärer Fall, der Ende der 20er Jahre ganz Deutschland in Atem gehalten hatte: Kürten brachte etliche Frauen um und trank deren Blut. An der Ergreifung des „Vampirs von Düsseldorf“ war auch der Berliner Kriminalist Ernst Gennat beteiligt. Der legendäre Kripobeamte wendete neue Methoden der Spurensicherung an. Lang soll Gennat kontaktiert und auch als Informationsquelle genutzt haben.
Der Film zeigt auch den Tod von Langs junger Ehefrau, dessen Umstände aber nur angedeutet werden. Die Erinnerungen daran quälen ihn, als Lang sich in den Mordakten vertieft. In der betreffenden Szene greift Maugg zudem auf die Schilderung zurück, die der Schauspieler Howard Vernon, Darsteller aus „Die 1000 Augen des Dr. Mabuse“, einmal in einem Interview gegeben hat. Danach habe ihm Lang folgendes anvertraut: „Bei einem Treffen mit Thea von Harbou war es zu Zärtlichkeiten und weiteren intimen Handlungen gekommen, als plötzlich seine Ehefrau den Raum betrat, die Situation erfasste und mit heftigen Worten reagierte.“
Über die Vorgänge in Langs Wohnung ist immer wieder spekuliert worden. Nicht auszuschließen ist, dass der Selbstmord im Nachhinein arrangiert wurde. Der tödliche Schuss könnte sich in einem Handgemenge gelöst haben. Oder war es sogar ein spontaner Mord, gedeckt von der Nebenbuhlerin?
Lang war auch ein eitler Selbstdarsteller, der die öffentliche Aufmerksamkeit genoss. Am Set verhielt sich der Großbürgersohn pedantisch und mitunter despotisch.
Auch seine Liebesbeziehung zu Thea von Harbou dürfte nicht ganz frei von Kalkül gewesen sein.
Nachdem sie sich kennengelernt hatten, schrieb Harbou die Drehbücher zu all seinen nächsten Filmen und sie trug maßgeblich zu Langs Ruhm bei. Sie heirateten 1922 und galten als beliebtes Glamour-Paar.
Auch als sich das Paar entzweite und beide ihren Affären und Sex-Eskapaden nachgingen, blieben sie nach außen dennoch das Erfolgsgespann, das möglicherweise sogar ein tödliches Geheimnis zusammengeschweißt hatte. Die Scheidung wurde erst kurz vor Langs Ausreise in die USA vollzogen und Thea von Harbou, die mit den Nazis sympathisierte, blieb der Karriere wegen in Berlin.
Auch wenn Lang in Hollywood nie an seine frühen Meisterwerke anknüpfen konnte, blieb er sich treu. Er drehte vor allem dunkle Krimidramen, die um die Themen Schuld, Sühne und Vergebung kreisten.
Und er entwickelt eine Marotte: Wenn auf der Leinwand eine Waffe in Großaufnahme zu sehen ist, wird sie in der Regel von Langs Hand geführt. Es ist für ihn wie eine Signatur seiner Filme.
– Quelle: http://www.berliner-kurier.de/23907412 ©2016